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Familienideale und Kindererziehung gestern und heute

Jeder kennt die Familienfotos aus der Wende zum 20. Jahrhundert, auf denen die Eltern stocksteif und ernst nebeneinandersitzen. Der Vater, als Familienoberhaupt, scheint immer ein Stückchen erhöht zu stehen, während die Mutter neben ihm sitzt und die Kinder aufgereiht davor stehen. Von innigen Familienbanden ist auf diesen Bilddokumenten nichts zu erkennen, nicht einmal zu erahnen.

Jahrhunderte alte Traditionen

Schon seit der Antike erzog man Kinder ganz gezielt auf ihre späteren Aufgaben hin. Das belegt auch die Tatsache, dass es nur sehr wenige historische Darstellungen mit spielenden Kindern gibt. Das gilt als Indikator dafür, dass man diese Beschäftigung eher als Zeitverschwendung ansah. Der Vater war die absolute Familienautorität. Er hatte sogar das Recht, seine Kinder kurz nach der Geburt auszusetzen oder sie später als Sklaven zu verkaufen.

Rollenverteilung war klar vorgegeben

Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Rollenverteilung innerhalb der Familie ganz konsequent: Der Vater als Oberhaupt hatte das absolute Sagen. Die Mutter wirkte im Haus und war, sofern sie nicht zu den gehobenen Schichten zählte, für den reibungslosen Alltag und für die Kindererziehung zuständig. Kinder galten, vor allem in den unteren Bevölkerungsschichten, nicht nur als Altersversorgung, sondern mussten teilweise schon in jungen Jahren zum Unterhalt der Familie beitragen. Kinderarbeit war bis nach dem ersten Weltkrieg an der Tagesordnung. In der höheren Gesellschaft galten Kinder eher als notwendiges Übel zum Fortbestand der Familie; am liebsten hätte man es wohl gesehen, wenn sie sofort kleine Erwachsene gewesen wären. Denn als solche behandelte man die Jüngsten über Jahrhunderte hinweg.

Umbruch erst in den 1960er Jahren

Einen radikalen Umbruch gab es in den späten 1960ern. Die starren Familienstrukturen weichten auf, da meist sehr junge und oft noch studierende Eltern ihre Kinder antiautoritär erzogen. Das Ergebnis war ernüchternd: Kinder kannten überhaupt keine Grenzen mehr und tanzten den Erwachsenen sprichwörtlich auf der Nase herum. Dagegen war das Verhältnis zwischen Vater und Mutter dennoch oft von den alten Rollenmustern geprägt. Der Mann war in der Ausbildung oder im Beruf, die Mutter häufig auch, musste sich allerdings ganz allein um den Haushalt kümmern. Erst in jüngster Zeit hat sich das Familienleben zu dem gewandelt, was es im eigentlichen Sinn sein sollte: Die Eltern verbringen möglichst viel Zeit mit den Kindern, helfen und unterstützen, wo es nötig ist, und gewähren sich selbst und den Kleinen den notwendigen Freiraum. Zumindest sollte es so sein.